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Neurodiversität – Unser Gehirn in all seinen Farben

Aktualisiert: 21. Okt.

Die Nervensysteme der Menschen ähneln sich in Aufbau und Funktion – und doch ist jedes einzigartig.Wie wir denken, wahrnehmen, fühlen, schlussfolgern oder Probleme lösen, unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Diese Unterschiede spiegeln neurodiverse Identitäten wieder – Ausdruck unserer kognitiven Vielfalt und neurologischen Variation.

Unsere Gehirnchemie – also das Zusammenspiel von Neurotransmittern, Hormonen & Co. – ist so individuell wie ein Fingerabdruck. Genau diese Einzigartigkeit beschreibt der Begriff Neurodiversität: die Vielfalt menschlicher Nervensysteme.

In der Psychologie wird oft mit statistischen Normen gearbeitet – dargestellt als Glockenkurve.Die meisten Menschen liegen im mittleren Bereich, einige darunter, andere darüber.Das sagt zunächst nichts über „gut“ oder „schlecht“ aus.

Wenn Merkmale deutlich von dieser Norm abweichen, wird mitunter von einer „Störung“ gesprochen – etwa bei ADHSADSAutismusAsperger-SyndromLegasthenie (Lese-Rechtschreibschwäche)DyskalkulieDyspraxieTourette-Syndrom uvm.Der affirmatorische Ansatz der Neurodiversitätsbewegung betont jedoch: Diese Unterschiede sind nicht automatisch und ausschließlich Defizite, sondern Ausdruck neuronaler Vielfalt – eine gesunde Variation menschlicher Wahrnehmung, Kognition und Erfahrung.


Neurodivergenz als Stärke erkennen

Menschen mit neurodivergenten Wahrnehmungs- und Verarbeitungsweisen – etwa bei LernproblemenTeilleistungsstörungen oder sensorischen Verarbeitungsunterschieden (sensor processing differences) – bringen oft besondere Stärken mit. Ich nenne sie Teilleistungskompetenzen.

Kreativität, analytisches Denken, Empathie, hohe Detailgenauigkeit oder originelle Problemlösestrategien sind häufige Ressourcen neurodiverser Menschen.Ein „anders funktionierendes“ Gehirn ist kein Fehler – sondern eine andere Art, die Welt zu erleben und zu verstehen.


Vom Defizitfokus zur Potenzialorientierung

Psychologische Arbeit mit neurodiversen Menschen und ihrem Umfeld bedeutet, Stärken zu erkennen und Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sie zur Geltung kommen können.Denn Leben gelingt nicht, indem wir uns von Schwächen hypnotisieren lassen, sondern indem wir unsere Stärken bewusst fördern und mit den Schwächen möglichtst unaufgeregt leben lernen.

So wird aus dem vermeintlichen „Anderssein“ ein kraftvoller Teil der Persönlichkeit – eine neurodiverse Identität, die Selbstakzeptanz, Selbstwirksamkeit und Lebensfreude stärkt.


Fazit: Vielfalt im Denken ist Teil unserer Natur

Neurodiversität erinnert uns daran, dass es keine „richtige“ oder „falsche“ Art zu denken, zu lernen oder zu fühlen gibt – nur verschiedene Weisen, menschlich zu sein.Wenn wir diese Unterschiede verstehen und wertschätzen, entsteht eine Gesellschaft, in der kognitive Vielfalt als Ressource gilt – und in der jeder Mensch die Chance hat, seine individuellen Potenziale zu entfalten.

ree

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